Nach der politische Wende von 1989/90 fanden sich die Bewohner Rumäniens und somit auch die Schmalspurbahn in einem veränderten Land wieder. Zwar bedeutete der Sturz des Ceaușescu-Regimes die Abkehr von einer großräumig geplanten Kollektivierung der Landwirtschaft, was das Bild Siebenbürgens nachhaltig verändert hätte. Dennoch waren auch die Neunziger Jahre sicher keine einfache Zeit im Land. Aufgrund der sich wandelnden Wirtschaftsstrukturen ging auf den Gleisen der Wusch der Gütertransport allmählich zurück.
Zum Fahrplanwechsel im Frühjahr 1993 stellte die CFR den Betrieb auf der „Jägerstrecke“ Cornățel (Harbachsdorf) – Vurpăr (Burgberg) ein. Zuletzt verkehrte hier noch ein Zugpaar als Güterzug mit Personenbeförderung („mixt“). Für die im Kursbuch als Strecke 204 bezeichnete Linie Sibiu (Hermannstadt) – Agnita (Agnetheln) enthielt die Ausgabe 1992/93 zwei weitere Mixt-Paare als.
1992 wurden noch Güter auf der Wusch transportiert. Mixt 2923 aus Agnita hatte am 23.07.1992 neben Personenwagen auch Holzwaggons am Haken, hier aufgenommen in Cornățel.
In den Neunziger Jahren war die Wusch häufiger Ziel von Sonderfahrten. Hierzu standen Dampflokomotiven des Bahnbetriebswerkes Sibiu zur Verfügung. Vor dem Einsatz spezieller Heizwagen mussten Dampfloks im Winter sogar noch die Personenzüge aufheizen, da die Dieselloks die Wagen nicht mit Wärme versorgen konnten.
Ab 1997 verkehrt nur noch ein tägliches Zugpaar Sibiu – Agnita
Der verbliebene Regelverkehr erlebte im Sommer 1997 eine Zäsur, als die CFR bis auf ein tägliches Zugpaar Sibiu – Agnita alle anderen Fahrten auf der Wusch aus dem Fahrplan strich. Güter, vornehmlich Holz, wurden im nunmehr einzigen Mixt noch etwa ein Jahr lang befördert. Nach 1998 verkehrte das letzte Zugpaar zwar offiziell weiter als Mixt, war de facto aber nur noch ein Personenzug.
Am täglichen Betriebsprogramm änderte sich nun kaum noch etwas bis zum endgültigen Aus des Planverkehrs: Morgens gegen 8 Uhr wurde Sibiu verlassen und am Abend gegen 18 Uhr wieder erreicht. In Agnita bestand über den Mittag eine mehrstündige Wendezeit. Für den Fahrplan 1998/99 ergibt sich immerhin eine Reisegeschwindigkeit von 21,3 km/h für den morgendlichen Zug nach Agnita.
Sibiu – Agnita wurde schließlich die letzte Schmalspurlinie der CFR, nachdem die rumänische Staatsbahn den Regelverkehr auf ihren anderen 760-mm-Strecken bereits zuvor aufgegeben hatte.
Mit der Einstellung der Wusch endet der Schmalspurbetrieb bei der CFR
Anfang September 2001 wurde dann auch der Restbetrieb auf der Wusch eingestellt, nachdem die letzte einsatzfähige Diesellok untauglich geworden war. Außerdem soll es zuvor vermehrt Entgleisungen gegeben haben, die auf den schlechten Gleiszustand zurückzuführen gewesen seien.
Der Verkehr auf der Wusch wurde somit recht plötzlich eingestellt, obwohl sich das tägliche Zugpaar durchaus einer starken Nachfrage unter der einheimischen Bevölkerung erfreute. Die Kostendeckung für die CFR wird gleichwohl nicht allzu hoch gewesen sein, da die stark rabattierten Fahrpreise der Staatsbahn etwa für Pensionäre kaum Fahrgeldeinnahmen generiert haben dürften. So bedeutete das Ende des Schmalspurbetriebs im Harbachtal für viele Fahrgäste zugleich den Umstieg auf den teuren Bus.
In der Region wurde zunächst von einer baldigen Wiederinbetriebnahme gesprochen. Auch wurde im Herbst 2001 eine Schmalspurdiesellok aus Sibiu abtransportiert, um sie einer Revision zu unterziehen. Doch unter der Regie der Staatsbahn ist kein Zug mehr nach Agnita gerollt.
Lediglich eine kleine gelbe Bahnmeister-Draisine aus Cornățel fuhr eine Zeit lang noch gelegentlich durch das Harbachtal. Ihr Aktionsradius war jedoch bereits ein Jahr nach Einstellung des Planverkehrs stark eingeschränkt, da eine reparaturbedürftige Brücke zwischen Nocrich (Leschkirch) und Alțâna (Alzen) im Herbst 2002 eine Weiterfahrt Richtung Agnita verhinderte.
Im September 2002 war der offizielle Verkehr auf der Wusch schon ein Jahr lang eingestellt. Eine kleine Draisine rollte dennoch gelegentlich durch das Harbachtal, wie hier in Hosman. (Foto vom 12.09.2002)