Mit Sibiu (Hermannstadt), Agnita (Agnetheln) und Sighișoara (Schäßburg) verband die Wusch drei wichtige Zentren der Siebenbürger Sachsen.
Damit war sie die ‘sächsische Eisenbahn’ par excellence. Um ihre (sächsische?) Langsamkeit kreisen zahlreiche Anekdoten.
[aus Klein 1998, S. 84]
Unmittelbar vor dem “Gasthof zur Agneta” führten die Gleise der Wusch vorbei. Nicht selten warteten Agnethlerinnen und Agnethler hier auf einen Zug der Schmalspurbahn.
Der Schäßburger Volksmund zielte besonders spöttisch auf die ersten drei, 1896 abgelieferten Dampfloks der Schmalspurbahn:
Da diese Bahn in Schäßburg über den Marktplatz durch die Stadt fuhr, haben die Schäßburger zu ihr ein besonders liebevolles Verhältnis entwickelt. Und gebildet, wie Schäßburger eben sind, nannten sie die drei Lokomotiven Galilei (‘… und sie bewegt sich doch …’), Luther (‘… hier steh ich, ich kann nicht anders …’) und Schiller (‘… spät kommt ihr, doch ihr kommt …’).
[aus Heltmann et al. 2003: S. 65]
Den Verantwortlichen der Bahn brachte man jedoch durchaus Respekt entgegen:
Die Schmalspurbahn Hermannstadt-Agnetheln-Schäßburg, ‘Wusch’ genannt, war keine Staatsbahn, sondern ein Privatunternehmen, dessen erster Vorstand Pfarrer Lander von Henndorf war. In ein Gespräch vertieft ging Pfarrer Lander mit einem Amtsbruder auf den Bahnsteig vor dem haltenden Zug auf und ab und wartete auf das Abfahrtssignal. Schließlich fragte er den Zugführer nach dem Grund des langen Aufenthaltes. Dieser stand stramm und meldete fast militärisch: ‘Wir warten, daß Herr Vorstand belieben einzusteigen!’
[aus Phleps 1964]
Literaturverweise der Zitate
- Konrad Klein: Grüße aus dem Bärenland: Siebenbürgen in alten Ansichtskarten. Südostdeutsches Kulturwerk, München 1998.
- Heinz Heltmann, Walter Lingner, Heinz Brandsch (Hrsg.): Bildband Schäßburg (Sighișoara, Segesvár) aus Vergangenheit und Gegenwart. Albersdruck, Düsseldorf 2003.
- Erich Phleps: Des Kantors elftes Gebots. Anekdoten aus Siebenbürgen. Hans Meschendörfer, München 1964.