Ein langsamer Neubeginn

Seit Jahren engagieren sich freiwillige Kräfte aus der Region mit internationaler Unterstützung für eine Reaktivierung der Wusch. Ausflüge per Bahn sind schließlich in vielen Gegenden Motoren des Tourismus.

Trotz so mancher Schwierigkeit wurden erste Abschnitte der Wusch instandgesetzt. Die dortigen Sonderfahrten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Steigende Fahrgastzahlen unterstreichen den regen Zuspruch für die Wusch und die Bedeutung des Schmalspurbahnprojekts für das Harbachtal: Die Eisenbahn soll wieder ein fester Bestandteil des Lebens im Tal und ein Bindeglied zwischen Stadt und Land werden.

Sonderfahrten auf der reaktivierten Strecke zwischen Cornățel (Harbachsdorf) und Hosman (Holzmengen) locken zahlreiche Ausflügler ins Harbachtal – die Wusch begeistert Jung und Alt

Aktivitäten seit der Stilllegung

Schon kurz nach der Stilllegung 2001 gab es erste Ideen die Wusch zu reaktivieren. Selbst die Staatsbahn CFR hatte derartige Pläne und überführte sogar eine Dampflok nach Sibiu, die hier zuvor nicht im Einsatz war. Doch diese Aktivitäten blieben ohne Auswirkungen. Auch von der Tatsache, dass Sibiu (Hermannstadt) 2007 den Titel europäische Kulturhauptstadt trug und es somit einen Schub für den Tourismus in der Region gab, konnte die Wusch nicht profitieren.

Immerhin konnte in dieser Zeit die Klassifizierung der Gesamtstrecke als Denkmal erreicht werden: Seit 2008 ist die Wusch als Denkmal der rumänischen Kategorie B eingestuft. Zudem wurde Anfang 2008 die Gründung eines Zweckverbandes der an der Strecke liegenden Kommunen vorbereitet. Dieser Verband schloss mit der CFR-Liegenschaftstochter SAAF im April 2008 einen mehrjährigen Konzessionsvertrag ab, der die Grundlage der nun in Fahrt kommenden Reaktivierungsbemühungen bildete.

Die Asociația Prietenii Mocăniței als Motor der Reaktivierung

Die beschriebenen positiven Entwicklungen sind mehreren Personen zu verdanken, insbesondere dem damaligen Bürgermeister von Agnita (Agnetheln) Radu Curcean, dem in Hosman (Holzmengen) lebenden Projektaktivisten Jochen Cotaru sowie Mihai Blotor, der in Agnita aufwuchs. Mihai Blotor rief schließlich den 2009 offiziell gegründeten Verein „Asociația Prietenii Mocăniței“ (APM, dt. „Vereinigung der Freunde der Schmalspurbahn“) ins Leben. Weitere Unterstützung erhielt (und erhält) das Bahnprojekt vom Mihai Eminescu Trust sowie dem New Europe Railway Heritage Trust, zwei Organisationen aus Großbritannien. Auch die 2011 entstandene Unterstützungsgruppe SARUK hat ihren Ursprung auf der eisenbahnbegeisterten Insel.

Heute koordiniert die APM die wesentlichen Aktivitäten zur Reaktivierung der Wusch. Die Rettung von vier Personenwagen, die im Depot Sibiu verschrottet werden sollten, war einer der ersten Erfolge des Vereins. 2010 konnte in Agnita mit einer Dampflok das 100-jährige Streckenjubiläum Sibiu – Agnita gefeiert werden. Inzwischen konzentriert sich die Arbeit der APM auf den Bereich Cornățel – Hosman (Harbachsdorf – Holzmengen). Dank unzähligen Stunden freiwilliger Arbeit ist es nun wieder möglich auf Schienen durch das Harbachtal zu fahren.

Arbeiten am Gleis in Hosman

Ein junger, pfiffiger Verein

Die Asociația Prietenii Mocăniței zählt derzeit rund 20 feste Mitgliederinnen und Mitglieder und wird durch weitere freiwillige Helferinnen und Helfer – wie dargestellt auch aus dem Ausland – unterstützt. Bemerkenswert ist, dass es sich hierbei überwiegend um jüngere Aktivisten handelt: Während in Westeuropa viele Museumsbahnvereine über mangelnden Nachwuchs klagen, lässt sich dies im Harbachtal jedenfalls nicht feststellen. Dazu trägt sicherlich die aktive Präsenz des Vereins in den sozialen Netzwerken wie z.B. Facebook bei.

Gleichzeitig gelingt es dem Verein aber auch, mit pfiffiger Werbung auf seine Tätigkeiten aufmerksam zu machen und neue Freiwillige zu gewinnen: „Warum ins Fitness-Studio gehen? Trage lieber Schwellen für die ‚mocăniţa‘!“ lautet ein sinngemäß aus dem Rumänischen übersetzter Slogan des Vereins.

Tatsache ist, dass die Schmalspurbahn einen wichtigen Baustein für die weitere Entwicklung des Harbachtals darstellt, selbst wenn sie sicherlich kein Verkehrsmittel des Alltags mehr sein wird. Gleichwohl ist die Überzeugung, mit der Reaktivierung der Wusch etwas Bleibendes für ihre Region zu schaffen, der entscheidende gemeinsame Antrieb für zahlreiche junge rumänische Eisenbahnfreundinnen und -freunde.

zur (rumänischsprachigen) Facebook-Seite der APM